Mein sanfter Zwilling Eine Liebe, die nicht sein darf und die doch alles verschlingt. | Ivo und Stella, Wahlverwandte und Schicksalsgenossen seit frühester Kindheit, sind in leidenschaftlicher Liebe miteinander verbunden. Jeder Versuch, ohne einander zu leben, sich dem Reigen wilder erotischer Begegnungen und hasserfüllter Streits zu entziehen, scheitert. Haratischwilis Roman erzählt die Geschichte dieser fatalen Liebe und enthüllt dabei Schicht für Schicht ein Familiendrama, das Stella und Ivo wie Zwillinge für immer aneinander kettet.
„Ich sehe dein Gesicht an: so blass, so friedlich, und ich verspüre immer noch das alte, vertraute Gefühl und misstraue ihm, noch während ich es empfinde. Ich frage mich, wie es sein kann, dass ich nichts anderes spüre als diese Nähe. Auch jetzt …
Ich werde dieses Gefühl niemandem erklären können: Ich darf es nicht empfinden angesichts der Geschehnisse, angesichts der Zukunft, meiner Zukunft. Aber es ist so, und langsam nehme ich sie hin, diese Bewegung, die alles zu überdauern scheint.
Allein stehe ich da, zum ersten Mal, in jeglicher Bedeutung des Wortes: gedanklich, körperlich, seelisch. Aber auch diesmal scheint mein Gefühl, dein Gefühl, also das Gefühl, das ich nun, hier, dein Gesicht vor meinen Augen, verspüre, jegliche Angst zu überwinden, sie auszublenden. Es bleibt nur diese ungeheure Nähe, diese Sanftmut.“
Nino Haratischwili geboren 1983 in Tbilissi, ist preisgekrönte Theaterautorin, -regisseurin und Autorin des hochgelobten Familienepos »Das achte Leben (Für Brilka)« (FVA 2014), das in zahlreiche Sprachen übersetzt und u. a. mit dem Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft und dem Anna-Seghers-Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Das Bundesland Baden-Württemberg ehrt die Schriftstellerin und Regisseurin Nino Haratischwili mit dem Schiller-Gedächtnis-Preis 2019. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis zeichnet herausragende Literatinnen und Literaten für ihr schriftstellerisches Gesamtwerk aus.
„Nino Haratischwilis literarisches Werk ist facettenreich und von einer hohen ästhetischen und sprachlichen Qualität“, so die Begründung der Jury. „Ihre Stücke folgen einer offenen Dramaturgie, sind erzählend und stellen Fragen, ohne moralisierend zu sein.“ Weiterlesen www.nachtkritik.de
2008 gewann sie für Agonie den Rolf-Mares-Preis, 2010 wurde ihr der Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis verliehen. 2011 erhielt sie für Mein sanfter Zwilling den Buchpreis der unabhängigen Verlage.
Erscheinungsjahr: 2011 | FVA – Frankfurter Verlagsanstalt