Die Geschichte der georgischen Sprache ist nicht nur von rein linguistischem oder philologischem Interesse, sondern sie wirft auch das Problem der spezifischen Bedeutung der “Volkssprache” im östlichen Christentum und des historischen Verhältnisses der Georgier zu ihrer Sprache auf: In welchem kulturellen, religiösen und politischen Kontext entwickelte sich die georgische Schriftsprache? Wie haben die georgischen Autoren und Übersetzer ihre Tätigkeit angesichts der allgemeinen Bildungssprache Griechisch verstanden und legitimiert? In welchem Sinne diente ihr Werk sowohl der Selbstabgrenzung als auch der Wahrung ihrer Zugehörigkeit zu einer Welt universaler Bildung und Religion? Wie haben sie ihr Selbstverständnis konzeptualisiert? Vor diesem Hintergrund gibt das Buch einen Überblick über die Idee der sprachlichen Gleichberechtigung und über die theologisch-philologische Theorie und Praxis der Übersetzung, wie sie sich in den Einleitungen, Kommentaren, Scholien, Kolophonen und Viten der georgischen Hagioriten des 10.-12. Jahrhunderts (Ekwtime, Giorgi, Eprem Mzire) manifestieren, deren Texte in großem Umfang in deutscher Übersetzung geboten werden. Ein Verzeichnis der von den Hagioriten übersetzten Literatur erschließt nicht nur eine wichtige Parallelüberlieferung, sondern auch nur auf Georgisch erhaltene Texte.

Sprachen und Kulturen des Christlichen Orients Hg. von Johannes den Heijer, Stephen Emmel, Martin Krause und Andrea B. Schmidt Die international angelegte Reihe bietet Monographien, Handbücher, Sammelbände und Quellen zum Christlichen Orient. Dieser soll sowohl in seiner linguistischen und philologischen Breite erfasst werden (Äthiopisch, Arabisch, Armenisch, Georgisch, Koptisch, Nubisch, Syrisch) als auch in seiner kulturellen, religiösen und historischen Thematik. In ihrer zeitlichen Dimension erstreckt sich die Reihe von der frühbyzantinischen Epoche bis ins Spätmittelalter. Sie berücksichtigt vereinzelt auch gegenwartsbezogene Darstellungen über die orientalischen Gemeinschaften im Hinblick auf ihre Verwurzelung im christlich-historischen Umfeld. Die Erforschung des Christlichen Orients erfolgt heute in verschiedenen Einzeldisziplinen, die jeweils auf bestimmte Sprachen oder geographische Regionen konzentriert sind. Neben dieser Spezialisierung besteht zugleich ein übergreifendes interdisziplinäres Interesse, die kulturellen und historischen Gemeinsamkeiten der einzelnen christlich-orientalischen Gemeinschaften in ihrer Verflochtenheit sichtbar zu machen. Die Absicht der Herausgeber ist es daher, detaillierte Fachstudien von führenden Wissenschaftlern aus ihrem jeweiligen Forschungsgebiet aufzunehmen. Zum andern wollen sie interdisziplinär angelegten Werken ein Forum bieten. Der Christliche Osten hat für die Kulturgeschichte des europäischen Abendlandes eine wesentliche Rolle gespielt und dem Westen ein reiches Erbe vermittelt. Um diese Bedeutung zu erschließen, wendet sich die Reihe auch an Studenten und an die größere Öffentlichkeit. Mit dieser Gewichtung soll der Christliche Orient in seinen vielfältigen kulturhistorischen, künstlerischen und philologischen Aspekten gebührend ins Blickfeld gerückt werden. Den Herausgebern steht ein internationales Beratergremium zur Seite.

Erscheinungsjahr: 2009 | Autor: Nino Doborjginidze | Verlag: Reichert | Seitenzahl: 312

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2020-06-12T16:21:02+02:00

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