Juja
Eine junge Frau ersteht in einem Pariser Antiquariat ein schmales Büchlein einer ihr unbekannten Autorin, »Die Eiszeit« von Jeanne Saré. Sie liest es in wenigen Stunden aus und fühlt sich danach um Jahre gealtert und auf verstörende Weise fundamental verändert. Wie sich herausstellt, ist sie nicht die Einzige, deren Leben nach der Lektüre ein anderes ist. Kurz nach seinem Erscheinen in den 70er Jahren hatte das Buch für Furore gesorgt, seine Autorin wurde zum Mythos: eine 17-jährige Selbstmörderin voller Hass und Sehnsucht, die die Veröffentlichung ihrer Texte nicht mehr erlebt hat. Die feministische Linke feiert sie als Märtyrerin, doch ein düsterer Sog scheint von den Worten Sarés auszugehen: 14 junge Frauen folgen der Autorin in den Freitod. Jahrzehnte später machen sich im Paris der Gegenwart ein paar Menschen auf, das düstere Geheimnis des Textes und seiner Wirkung zu ergründen.
In ihrem fulminanten Debüt zeigt Nino Haratischwili auf kluge und schwindelerregende Weise die Kraft der Sprache und erzählt von der manchmal lebensverändernden Wirkung von Literatur.
Erscheinungsjahr: 2016 | Verlag: Ullsteinbuchverlage
Nino Haratischwili
Nino Haratischwili geboren 1983 in Tbilissi, ist preisgekrönte Theaterautorin, -regisseurin und Autorin des hochgelobten Familienepos »Das achte Leben (Für Brilka)« (FVA 2014), das in zahlreiche Sprachen übersetzt und u. a. mit dem Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft und dem Anna-Seghers-Literaturpreis ausgezeichnet wurde.
Das Bundesland Baden-Württemberg ehrt die Schriftstellerin und Regisseurin Nino Haratischwili mit dem Schiller-Gedächtnis-Preis 2019. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis zeichnet herausragende Literatinnen und Literaten für ihr schriftstellerisches Gesamtwerk aus.
„Nino Haratischwilis literarisches Werk ist facettenreich und von einer hohen ästhetischen und sprachlichen Qualität“, so die Begründung der Jury. „Ihre Stücke folgen einer offenen Dramaturgie, sind erzählend und stellen Fragen, ohne moralisierend zu sein.“ Weiterlesen www.nachtkritik.de
2008 gewann sie für Agonie den Rolf-Mares-Preis, 2010 wurde ihr der Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis verliehen. 2011 erhielt sie für Mein sanfter Zwilling den Buchpreis der unabhängigen Verlage.
Weitere Bücher von Nino Haratischwili
Das achte Leben (FÜR BRILKA)
Georgien, 1900: Mit der Geburt Stasias, Tochter eines angesehenen Schokoladenfabrikanten, beginnt dieses berauschende Opus über sechs Generationen. Stasia wächst in der wohlhabenden Oberschicht auf und heiratet jung den Weißgardisten Simon Jaschi, der am Vorabend der Oktoberrevolution nach Petrograd versetzt wird, weit weg von seiner Frau. Als Stalin an die Macht kommt, sucht Stasia mit ihren beiden Kindern Kitty und Kostja in Tbilissi Schutz.
PRESSE: » Dieser Roman riecht nach Kardamom, nach Nelken und Zimt und Kakao. Es klingt nach Verrat und Unglück und Liebe. Und es sieht alles danach aus, als handelte es sich hier um ein Buch, das keine Saisonware bleibt, sondern eines ist, das zum Lieblingsbuch auf viele Jahre werden könnte. « SPIEGEL ONLINE
»Ein großer historischer Roman, so prall mit menschlichen Dramen wie das echte Leben.« Norbert Kron, TITEL THESEN TEMPERAMENTE »Nino Haratischwili hat die europäische Geschichte als Familiengeschichte neu erzählt.« Volker Weidermann, FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG »Es sieht alles danach aus, als handelte es sich hier um ein Buch, das keine Saisonware bleibt, sondern eines ist, das zum Lieblingsbuch auf viele Jahre werden könnte.« Maren Keller, KULTURSPIEGEL »Ich bin grenzenlos begeistert! Von ihrer wundervollen Sprache, von ihrer Art, Historisches, Familiäres und Fiktionales zu verweben.« Jacqueline Masuck, DUSSMANN DAS KULTURKAUFHAUS »Ein wunderbares Buch! Schnell-Lesen geht nicht, man muss jeden Satz einzeln genießen.« Ursula Zangger, ORELL FÜSSLI Buchhandlung am Bellevue.
Erscheinungsjahr: 2014 | Frankfurter Verlagsanstalt
Mein sanfter Zwilling
Eine Liebe, die nicht sein darf und die doch alles verschlingt. | Ivo und Stella, Wahlverwandte und Schicksalsgenossen seit frühester Kindheit, sind in leidenschaftlicher Liebe miteinander verbunden. Jeder Versuch, ohne einander zu leben, sich dem Reigen wilder erotischer Begegnungen und hasserfüllter Streits zu entziehen, scheitert. Haratischwilis Roman erzählt die Geschichte dieser fatalen Liebe und enthüllt dabei Schicht für Schicht ein Familiendrama, das Stella und Ivo wie Zwillinge für immer aneinander kettet.
Erscheinungsjahr: 2011 | FVA – Frankfurter Verlagsanstalt
„Die Katze und der General“ Frankfurter Verlagsanstalt. Buchumschlag: Julia Bührle-Nowikowa
Die Katze und der General
Alexander Orlow, ein russischer Oligarch und von allen »Der General« genannt, hat ein neues Leben in Berlin begonnen. Doch die Erinnerungen an seinen Einsatz im Ersten Tschetschenienkrieg lassen ihn nicht los. Die dunkelste ist jene an die grausamste aller Nächte, nach der von der jungen Tschetschenin Nura nichts blieb als eine große ungesühnte Schuld. Der Zeitpunkt der Abrechnung ist gekommen. | Nino Haratischwili spürt in ihrem neuen Roman den Abgründen nach, die sich zwischen den Trümmern des zerfallenden Sowjetreichs aufgetan haben. »Die Katze und der General« ist ein spannungsgeladener, psychologisch tiefenscharfer Schuld-und-Sühne-Roman über den Krieg in den Ländern und in den Köpfen, über die Sehnsucht nach Frieden und Erlösung. Wie in einem Zauberwürfel drehen sich die Schicksale der Figuren ineinander, um eine verborgene Achse aus Liebe und Schuld. Sie alle sind Teil eines tödlichen Spiels, in dem sie mit der Wucht einer klassischen Tragödie aufeinanderprallen.
Erscheinungsjahr: 2018 | Frankfurter Verlagsanstalt – FVA
Herbst der Untertanen
DAS JAHR VON MEINEM SCHLIMMSTEN GLÜCK. Eine Frau erwacht verletzt im Wald. Gegenüber: ein verunfallter Wagen, und darin, regungslos: ein Mann. Die Frau hat ihr Gedächtnis verloren. Nur das Lied ‚Gloomy Sunday‘ aus dem Autoradio scheint eine Spur zum Puzzle ihrer Identität und zu einer bitteren Liebesgeschichte zu sein. Nach und nach kehren die Erinnerungen zurück. Doch es sind solche, mit denen sich schwer leben lässt.
HERBST DER UNTERTANEN. Eine herrschaftliche Villa irgendwo auf der Welt. Seit Wochen tobt ein Bürgerkrieg. Über den Verbleib des Hausherrn, des ersten Mannes im Staat, ist nichts bekannt. Auch die Hausangestellten haben die Flucht ergriffen – bis auf eine altgediente Köchin, die Haushälterin und eine junge Aushilfe. Abgeschnitten von der Außenwelt sind die drei Frauen auf sich gestellt. Alte Vorurteile und neue Rivalitäten brechen sich Bahn; die Villa wird ihrerseits zum Schlachtfeld.
SCHÖNHEIT. Das Königliche Ungarn im Jahr 1611: Die reiche, mächtige Gräfin Erzsébet Báthory wird auf ihrer Burg festgesetzt und wegen Mordes an ihren Dienerinnen angeklagt. Sie soll die Jungfrauen getötet haben, um sich mit deren Blut zu verjüngen. Haratischwili greift die berühmte Legende der ‚Blutgräfin‘ auf, um eine Geschichte von Liebe und Intrigen zu erzählen – und von einer Frau, die zum Vamp wird, da sie sich einer patriarchalen Gesellschaft nicht fügt.
Erscheinungsjahr: 2015 | Verlag der Autoren
Zorn / Radio Universe
In ZORN stehen acht Menschen an Wendepunkten ihres Lebens, ihre Biographien berühren sich einen schicksalhaften Moment lang und sind von da an unlösbar ineinander verschränkt. Es ist ein einziger Tag, an dem jeder von ihnen in eine Ausnahmesituation gerät, die eine Entscheidung abfordert – die Wahrheit zu sagen oder sie zu verleugnen, sich zum Leben oder zum Tod zu bekennen, Stärke zu zeigen oder Schwäche zuzulassen. Im eigenen, kleinen Radius erproben Haratischwilis Figuren, wie es ist, sich nicht mehr abzufinden und einmal konsequent zu sein: Celia und Adam, die ihren Sohn vermissen; die erfolgreiche Fernsehproduzentin Martha; Rafael, der Terroristenjäger; die sterbenskranke Rula, die ihrem Kind eine bessere Zukunft bieten will; Oskar, der mit Butterfahrten zum „Verkäufer des Jahres“ avanciert; sowie Anton und Antonia, ein junges Paar, die sich beide nicht zurecht finden in der Welt, wie sie ist, und die am Ende doch als einzige einen Entschluss fassen.
RADIO UNIVERSE spielt in einer Nacht im August 2008 zur Zeit des Kaukasus-Konflikts. Private wie gesellschaftliche Krisen beherrschen diese Nacht, in der in Deutschland Schnee fällt, mitten im Sommer, und in der in Georgien unvermittelt Bomben fallen. Sechs einsame Figuren begleitet Haratischwili durch die Nacht: an verschiedenen Orten, mit unterschiedlichen Geschichten. Und doch sind sie alle miteinander verbunden, nicht zuletzt dank Jo, dem Radiomoderator, dessen Sendung die Grenzen von Ort und Zeit zu überwinden scheint.
Verlag der Autoren
Georgia / Liv Stein
Der Band stellt erstmals zwei Theatertexte der preisgekrönten, aus Georgien stammenden Autorin vor: Stücke über die bedingungslose Suche nach Wahrheit, Liebe und Identität – in der Kunst wie im Leben, in Deutschland wie im kriegsversehrten Georgien. | In GEORGIA verknüpft Nino Haratischwili den Unabhängigkeitskampf Georgiens mit einer Familiengeschichte: Eines Tages bricht die 25jährige Nelly zu einer Reise in ihre Heimat Georgien auf. Sie will wissen, was ihre Mutter in Moskau tat an jenem Tag, als sie starb. | LIV STEIN handelt von dem prekären Verhältnis von Kunst und Leben, von Realität und Fiktion. Die Titelfigur, eine Konzertpianistin, hat sich zeitlebens der Musik verschrieben – auf Kosten ihrer Umwelt und ihres inzwischen verstorbenen Sohnes. Doch als Lore, eine junge Klavierschülerin, in ihr Leben tritt, wird Liv von ihrer Vergangenheit eingeholt. Das Stück wurde mit dem renommierten Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts 2008 ausgezeichnet.
Erscheinungsjahr: 2009 | Verlag der Autoren